FORSCHUNG - Rekonstruktion der Düwelsteene von 3000 v. Chr.


Für die digitale Rekonstruktion der Düwelsteene um 3000 v. Chr. wurde die frühere Rekonstruktion aus der Zeit vor 1932 verwendet, da die Platzierung der Megalithen eine bessere Vorlage dafür ist, wie das Megalithgrab gebaut worden sein könnte, als die heutige Grabstruktur. Viele der Megalithen schienen auf den Fotos des Citizen-Science-Projekts noch in situ zu sein und mussten nur aufgerichtet oder leicht gedreht werden, um eine einigermaßen gleichmäßige Kammerwand zu bilden. 


Die Orthostaten der Düwelsteene wurden verschoben und so platziert, dass sie zum Stil der Megalithgräber passten, die in der Nähe gefunden wurden oder in ähnlicher Weise gebaut worden waren. Ein gängiger Aufbau von Megalithgräbern der Trichterbecherkultur, insbesondere der Westgruppe, besteht aus zwei Orthostaten auf gegenüberliegenden Seiten, wobei der flache Teil des Megalithen einander gegenüberliegt. Auf diese beiden Seitensteine wurde ein Deckstein gesetzt, der zusammen ein Joch bildete (Bakker 2010: 13). Ähnlich wie bei den Großen Sloopsteenen wurde jeder der Stützsteine der Düwelsteene so platziert, dass eine gleichmäßige Grabkammer entstand, ohne die Position oder die Drehung der einzelnen digitalen Megalithen massiv zu verändern. Dies führte zu zwei parallelen Reihen von Orthostaten mit zwei Endsteinen auf jeder Seite des Kammerendes im Südwesten und Nordosten (Klinke 2021: 278). 

Nachdem alle Bausteine für die Rekonstruktion der Düwelsteene um 3000 v. Chr. modelliert waren, ging es in einem ersten Schritt darum, die Decksteine auf die begradigten Orthostaten zu setzen. Da alle drei heute noch existierenden Decksteine von ihren Stützsteinen abgerutscht sind, musste die wahrscheinlichste Position gefunden werden. Da es sich bei diesen Megalithen nur um virtuelle Modelle handelt, konnte getestet werden, in welcher Position und auf welchen Orthostaten die Decksteine am ehesten platziert waren. Nachdem alle heute noch sichtbaren Megalithen in der Rekonstruktion positioniert waren, wurden die Steine, die als Ersatzteile modelliert wurden, hinzugefügt. Zunächst wurden die fehlenden unteren Teile der Orthostaten in die Rekonstruktion eingefügt, dann das Fundament der Orthostaten, das aus kleineren Steinfragmenten bestand, die dazu dienten, die Orthostaten zu fixieren, indem die kleineren Steinfragmente unter ihnen verkeilt wurden (Keilsteine). Eine Schicht aus flachen Steinen wurde auf den Boden des Megalithgrabes gelegt (Pflastersteine). Zwischen den tragenden Orthostaten wurde das Zwickelmauerwerk eingefügt. Schließlich wurden die fehlenden Decksteine auf das rekonstruierte Grab gesetzt. Die Gesamtstruktur der rekonstruierten Düwelsteene orientierte sich an der Architektur ähnlicher Megalithgräber wie der Großen Sloopsteene (Klinke 2021: 283/284) oder den Megalithbauten in den Niederlanden. 

Die Großen Sloopsteene im Kreis Steinfurt bei Lotte-Wersen sind eines der am besten erhaltenen Megalithgräber Westfalens. Anders als die Düwelsteene und andere Megalithgräber in Westfalen wurde dieses Großsteingrab nicht restauriert. Daher befinden sich einige der Megalithen noch in situ. Allerdings gab es auch bei den Großen Sloopsteenen Eingriffe durch den Menschen, wie etwa eine Graböffnung im Jahr 1807. Die Großen Sloopsteene und die Rekonstruktion des Megalithgrabs (Klinke 2021) dienten als eines der Beispiele für die Rekonstruktion der Düwelsteene.

D49 - Schoonoord by Groningen Institute of Archaeology on Sketchfab

3D-Modell des Ganggrabs D49 in der niederländischen Region Drenthe


Eine weitere Grundlage für die Rekonstruktion der Düwelsteene um 3000 v. Chr. waren die Megalithgräber der Trichterbecherkultur in der niederländischen Region Drenthe. Diese Gräber wurden bereits 1660 von Johan Picardt erwähnt und einige wurden seit dem Ende des 19. Jahrhunderts restauriert. Viele dieser Restaurierungen wurden von Albert Egges van Giffen nach umfangreichen und gut dokumentierten Ausgrabungen durchgeführt. Die Dokumente der Ausgrabungen sowie Fotografien der Megalithgräber in Drenthe vor ihrer Restaurierung dienten als Beispiele für die Rekonstruktion der Düwelsteene. Zumal dieses Grab, ähnlich wie die Megalithgräber in der Region Drenthe, zu Beginn des 20. Jahrhunderts ebenfalls restauriert und damit verändert wurde. Informationen über die Megalithgräber in der Region Drenthe finden Sie auf der Website hunebeddeninfo. Dort finden Sie zu jedem einzelnen Grabmal Informationen, 3D-Modelle, Fotos und Grundrisse von Albert Egges van Giffen.


 - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -


Quellen und weiterführende Literatur: